über diese Website
"Verstehen kann man das Leben nur mit Blick auf die Vergangenheit; leben muss man es aber vorwärts."
Dieses Zitat des dänischen Philosophen Kirkegaard machte der Holocaust-Überlebende Gyula Trebitsch zu seiner oft zitierten Maxime. Deutlich wird dies schon unmittelbar am Ende des Dritten Reiches:
Hatten amerikanische Soldaten den auf achtunddreißig Kilo abgemagerten Trebitsch im KZ Wöbbelin im Mai 1945 in einer Sterbebaracke vorgefunden, realisierte er bereits im Jahr darauf zusammen mit dem Architekten Fritz Höger in Itzehoe das Mahnmal für die Verfolgten des Nationalsozialismus. Es gilt als eines der ersten Mahnmale in Europa.
Unsere Website, die Kirkegaards Zitat - und Trebitschs Lebensmaxime - in verkürzter Abwandlung im Domainnamen trägt, will Raum bieten für schulische und außerschulische Projekte und Aktionen rund um das Itzehoer Mahnmal und seinen Initiator Gyula Trebitsch. Überdies hinaus soll sie offen sein für Projekte zur Erinnerungskultur und zur Geschichte jüdischen Lebens in der Region.
x
"Ich bin kein Kläger - man muss vorwärts leben"
Gyula Trebitsch am 11.02.2004 bei Schülerinnen und Schülern der Kaiser-Karl-Schule.
Diese Seite ist ein im März 2021 gestarteter Projektbeitrag der Kaiser-Karl-Schule Itzehoe zum Thema "Jüdisches Leben", einem anlässlich des 1.700jährigen Jubiläums jüdischen Lebens in Deutschland gefassten Schwerpunkts des Programms "Schule trifft Kultur - Kultur trifft Schule" des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holsteins.
das Mahnmal
In Itzehoe steht auf den Malzmüllerwiesen an der Ecke Schumacherallee/Breitenburger Straße das Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus. Es wurde am 08. September 1946 feierlich eingeweiht und ist damit eines der ersten Gedenkensembles dieser Art in Europa. Der ungarische Filmproduzent Gyula Trebitsch (1914-2005), den das Schicksal zusammen mit anderen displaced persons in die Störstadt verschlagen hatte, initiierte mit Mitgliedern der jüdischen Gemeinschaft Itzehoe, Verfolgten aus dem kommunistischen Lager und einigen Itzehoern Bürgern das Mahnmalprojekt.
Beeindruckt vom weltberühmten Chilehaus in Hamburg sprach Trebitsch den in Bekenreihe (Kreis Steinburg) lebenden Architekten des heute zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden expressionistischen Backsteinbaus an: Und Fritz Höger, dessen Rolle im Nationalsozialismus zwiespältig ist – irgendwo anzusiedeln zwischen aus Überzeugung erwachsener Anbiederung und durch Ablehnung entsprungenem Schmollen – ließ sich von Trebitsch überreden und unentgeltlich engagieren. Vielleicht auch als Wiedergutmachung.
x
"Trebitsch über Fritz Höger"
Gyula Trebitsch am 11.02.2004 bei Schülerinnen und Schülern der Kaiser-Karl-Schule.
Das Ergebnis ist ein zurückhaltend gestalteter Bau. Eine zur Freiheit strebende und in einer Flammenschale endende Backsteinstele erhebt sich aus den einschließenden (Gefängnis-)Gittern. Sinnsprüche – überwiegend aus der deutschen Literatur – betonen den Wert der Freiheit. Zu dem Ensemble gehört eine einfassende Backsteinbank, die – so Trebitsch – „hat Höger gebaut, damit sich Leute wie er darauf setzen können und einmal ganz still darüber nachdenken sollten, warum sie nicht die Kraft hatten, gegen Hitler aufzustehen.“
x
Die Inschriften des Mahnmals
- "Den Opfern des Nationalsozialismus"
- "Echte Propheten haben manchmal, falsche Propheten haben immer fanatische Anhänger " (Marie von Ebner-Eschenbach)
- Es binden Sklavenfesseln nur die Hände, der Sinn, er macht den Freien und den Knecht." (Franz Grillparzer)
- "Nur der verdient die Freiheit und das Leben, der täglich sie erobern muss." (Johann Wolfgang von Goethe)
- Und Freie seid Ihr nicht geworden, wenn Ihr das Recht nicht feststellt." (Ludwig Uhland)
- Wo das Recht ist, da kommt von selber die Freiheit, und immer, wo Freiheit ist, waltet das Recht." (Ferdinand Freiligrath)
- "Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei, und würd´er in Ketten geboren." (Friedrich von Schiller)
- "Lewer duad us Slaaw."
Michael Legband: Gyula Trebitsch - Vom verfolgten Juden zum Inbegriff deutscher TV-Kultur, in: Gerettet, aber nicht befreit. Überlebende der Shoah in Schleswig-Holstein, hrsg. v. Kirsten Baumann u. a., Gottorf 2020
Michael Legband: Das Mahnmal – 75 Jahre gegen das Vergessen. Vom Umgang mit dem Nationalsozialismus in Itzehoe, Kiel 2022
Michael Töteberg / Volker Reißmann: Gyula Trebitsch, Hamburg 2014